Hintergrund

Die metabolische Lebererkrankung NAFLD (nicht-alkoholische Fettlebererkrankung): ein unterschätztes Gesundheitsproblem

Die Forschung von LiSyM konzentriert sich auf die chronische metabolische Lebererkrankung NAFLD – also auf die nichtalkoholische Fettlebererkrankung NAFLD, die das Krankheitsbild Steatohepatitis oder NASH mit einschließt. NASH, die entzündliche Form der Fettleber, kann auf eine NAFLD folgen, wenn sie unentdeckt bleibt. Darüber hinaus untersuchen LiSyM-Wissenschaftler solche Lebererkrankungen, die sich entwickeln, wenn das Organ bestimmten schädlichen Substanzen, Drogen und andere Giften ausgesetzt ist.


Was ist NAFLD, die nicht-alkoholische Fettleber?

Von der metabolischen Fettlebererkrankung NAFLD sprechen Fachleute, wenn mehr als fünf Prozent der Hepatozyten Fett eingelagert haben und Alkohol dafür keine Rolle spielt. Laut Schätzungen liegt die Häufigkeit in Europa bei 20 bis 30 Prozent. Als wichtigste Ursachen gelten eine ungünstige genetische Veranlagung und ein Lebensstil mit ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel. Gewichtsreduktion kann NAFLD in frühen Stadien beheben. Sonst schreitet sie langsam voran. Bei bis zu 20% der Betroffenen geht die nicht entzündliche Form (einfache oder blande Fettleber) in eine entzündliche nichtalkoholische Steatohepatitis oder abgekürzt NASH über. Teils ist die Funktion der Hepatozyten hier schon gestört. In diesen Leberzellen finden wichtige Stoffwechselvorgänge statt. 10-20% der von NASH Betroffenen entwickeln eine höhergradige Fibrose, einige eine ausgeprägte Zirrhose. In einigen Fällen bildet sich Leberkrebs aus.


LiSyM will die Situation der Erkrankten verbessern

Die Häufigkeit der NAFLD nimmt erheblich zu: Sie ist ein unterschätztes Gesundheitsproblem, speziell in den Industrienationen. Hier leiden viele Menschen unter gesundheitlichen Störungen wie Fettleibigkeit, Diabetes mellitus oder zu hohem Blutdruck. Sie neigen dazu, eine NAFLD zu entwickeln.

LiSyM Forscher haben das Ziel, die Situation der Patienten verbessern. Unsere Forschung soll aber auch erreichen, dass weniger Menschen mit den genannten Störungen an der Leber erkranken. Alternativ wollen wir verhindern, dass sich eine NAFLD bei Patienten verschlechtert, die sie bereits haben.

Darum erforscht das LiSyM Netzwerk NAFLD und besonders NASH. Wie entsteht NAFLD und wie schreitet sie fort zur NASH? Mit unseren Ergebnissen werden Ärzte die Erkrankung eher verhindern, früher erkennen und wirkungsvoller behandeln können als bisher.


Viele Leberpatienten kommen erst spät zum Arzt

Therapien wirken am besten in frühen Stadien der NAFLD. Leider kommen Patienten mit Lebererkrankungen oft erst spät zum Arzt, denn sie spüren im Anfangstadium meist keine Schmerzen oder andere Symptome. Die Leber zunächst viele Schäden noch gut ausgleichen. Darum bleiben auch die Leberwerte aus Bluttests oft lange unverändert.

Doch irgendwann ermüden die Patienten schneller. Sie erkennen, dass sie ein gesundheitliches Problem haben. Nun verschlechtern sich auch ihre Leberwerte: Bluttests zeigen erhöhte Enzymlevel an, die mit der Zeit weiter ansteigen.

Ab diesem Punkt können Ärzte eine NAFLD zwar leicht feststellen. Doch ihre Behandlungen wirken jetzt schwächer: Während sich die Leber in frühen Stadien durch geeignete Therapien komplett erholen kann, lassen sich späte Leberschäden nicht mehr rückgängig machen. Im schlimmsten Fall führt NAFLD zu Leberversagen, Leberkrebs und zum Tod. Bei einem Teil der Patienten kommt vorher eine Transplantation infrage. Doch es sind nur sehr wenige Austauschorgane verfügbar.


Wie macht der Lebensstil die Leber krank?

Menschen sollen sich auch besser schützen können vor NAFLD. Dazu müssen wir die Auslöser der Erkrankung in den einzelnen Patienten kennen. Darum untersuchen LiSyM Forscher, wie groß jeweils der Einfluss von Übergewicht, Bewegungsmangel durch eine sitzende Lebensweise, von unausgewogener Ernährung, Diabetes mellitus Typ-2 und anderen Risikofaktoren ist.

Nicht zuletzt kann NAFLD beeinträchtigen, wie gut die Leber verschiedene Substanzen abbaut. Damit werden bestimmte Medikamente in üblichen Dosen möglicherweise schädlich für die Patienten. Ihre Leber wird zusätzlich belastet. Bei machen Patienten führt diese Belastung sogar dazu, dass ihre Leber vom so genannten kompensierten Zustand in den unkompensierten übergeht – in ein Krankheitsstadium mit hoher Sterblichkeit.

LiSyM will die Leber auf allen Ebenen verstehen

Für diese Ziele muss LiSyM möglichst viel Wissen zur Leber erarbeiten – über Aufbau, Funktion, Störungen und Wechselwirkungen mit anderen Organen. Nur ein fundiertes Verständnis der grundlegenden Prozesse wird zu neuen Konzepten für eine effiziente Vorbeugung, Diagnose und Therapie führen. Darum verfolgen wir einen systembiologischen Ansatz: Die Systembiologie will Menschen, Tiere oder andere Organismen auf allen Ebenen in ihrer Gesamtheit verstehen.

Unverzichtbar für Systembiologie und Systemmedizin sind besonders Computermodelle. In sie fließen alle verfügbaren alten und aktuellen Daten ein. Insbesondere Modelle von Erkrankungen sind viel versprechende Werkzeuge, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Sie erleichtern es auch, neue Medikamente zu entwickeln, ohne langwierige Tests etwa an Tieren zu machen, wie es traditionelle Strategien erfordern.

Unsere modernen Computermodelle stellen Krankheitsvorgänge aus lebenden Organismen nach. Sie können experimentelle Ergebnisse untermauern oder Zusammenhänge und Wissenslücken aufdecken. Die Zuverlässigkeit der Simulationen lässt sich mit Experimenten im Labor oder durch Studien in der Klinik überprüfen.